Dieses Jahr widmen wir die Literarische Tafelrunde wieder einmal einem Autor allein. Vincenzo Todisco stellt im Gespräch mit Edith Fritschi sich und seinen neuen Roman Der Geschichtenabnehmer vor.
(Die Diskussionsrunde «Litfass», in welcher wir über Neuerscheinungen reden, findet eine Woche später am 17. November statt.)
In Gruma, einem archaischen Dorf im Apennin, lebt eine alte Tradition: Hier geht kein Mensch von dieser Welt, bevor er nicht eine Nacht lang erzählen und letzte Dinge loswerden kann. Der junge Walter, wegen seines pechschwarzen Haars auch Nerì genannt, wird zum neuen Geschichtenabnehmer bestimmt. Wenn es so weit ist, eilt er ans Sterbebett, wo schon ein Stuhl für ihn bereitsteht. Er hört den leisen Worten zu und einem Atem, der langsam verebbt. Für Nerì ist seine Bestimmung Fluch und Segen zugleich. Bald kennt er viele Geheimnisse, und er kennt den Tod – doch wird er fast verrückt ob dieser vielen Stimmen in seinem Kopf. Während man sich in Gruma seit jeher unter der Platane, in la Frans Bar oder vor Sciugars Friseursalon die schönsten Geschichten erzählt, darf er nichts davon preisgeben, was er am Sterbebett erfährt.
Vincenzo Todiscos neuer Roman fängt die magische Atmosphäre einer Kindheit in einem italienischen Bergdorf ein, wo die Tradition des Erzählens in besonderer Weise lebendig ist. Jede Geschichte bringt ein neues Stück der dunklen Vergangenheit zutage, und verstört muss Nerì anhören, welche Spuren der Krieg in Gruma, auch in seiner Familie, hinterlassen hat.